Eine Hommage an die Träume, die es immer wert sind, gelebt zu werden
Da sitze ich nun und frage mich, ob ich mich nicht doch getäuscht habe. Ob sie nicht doch recht hatten. Eigenartig. Neben all der Müdigkeit und Trauer, die mich schon fast ganz ausfüllt, spüre ich, wie irgendetwas in mir erwacht. Eine Erinnerung an all die Träume, die ich hatte, bevor ich hier ankam …
So vieles wollte ich ausprobieren und vieles hatte ich zu geben. Am liebsten wollte ich mich eines Tages einfach auf einen Tisch stellen, singen, tanzen und erzählen - und all das mit den anderen teilen, was ich in mir trage. Und aus vollem Herzen mit ihnen lachen wollte ich auch!
Ich wusste nicht, dass mir einmal ein wichtiger Mensch sagen würde, dass all das niemals genug sein wird. Ich verstand nicht, ob ich damit gemeint war, oder das, was ich in mir trage. Aber ich verstand, dass es da einen Unterschied zu geben schien. Ich musste nur herausfinden welchen, und blieb dabei …
Eines Tages wollte ich Grenzen überschreiten
Ich wollte den Menschen auf der anderen Seite begegnen und mit ihnen mein Leben und meine Liebe teilen. Doch es häuften sich die Tage, an denen das zu weh tat, weil es zu viele gab, die mich nicht verstehen konnten. Zuviele, die meine inneren und äußeren Grenzen überschritten. Irgendetwas stimmte wohl nicht mit mir. Oder waren es meine Träume, die nicht stimmten?
Ich wusste nicht, dass ich langsam zu vergessen begann, wer ich bin und was ich aus tiefstem Herzen in diesem Leben wollte. Aber dann begegnete ich Menschen, die mir sagten, wie man glücklich werden würde, und ich hörte ihnen zu. Sie erklärten mir:
Alles im Leben hat seinen Preis und für die Erfüllung von Träumen muss man sehr viel tun
Und damit ich besser verstehen würde und lernte, wie viel Mühe erfüllte Träume kosten, nahmen sie mir eines Tages alles, was mir lieb war. Ich wusste nicht, dass zur Mühe auch der Schmerz gehört.
Irgendetwas in mir wollte das auch nicht so recht glauben und hielt meine Träume fest in meinem Herzen.
Und dann zog mich irgendetwas eines Tages in den Wald. Ich wollte durch die Bäume die Sterne leuchten sehen. Ich erinnerte mich, dass in jedem Einzelnen geschrieben stand, was ich mir für mein Leben gewünscht hatte. Aber das Licht in mir war schon so schwach, dass ich mich im Dunkeln nicht mehr zurechtfand. Ich begann mich zu fürchten, weil die Welt so anders war als in meiner Vorstellung. Und ich bekam Angst, weil ich den Weg nicht mehr sehen konnte und ich mich nur noch dunkel daran erinnerte, was ich eines Tages eigentlich erleben wollte.
Irgendetwas in mir war aber nicht bereit, einfach so aufzugeben
Es flüsterte mir zu, dass ich mich ja auch noch eines Tages verlieben wollte. In den einen, der mit mir teilt, was in mir ist. Als er dann in mein Leben kam, war alles wie verzaubert und voller Wunder! Wir sangen, tanzten, entdeckten unsere Welten und wir erinnerten uns immer gegenseitig an unsere Träume.
Ich wusste nicht, dass diese Liebe eines Tages sterben könnte - und ich ein Stück mit ihr. Als es soweit war, versuchte ich, sie auf keinen Fall ganz loszulassen, weil ich spürte, dass ich mich damit wieder vergessen würde. Aber andere halfen mir dabei, dass genau das geschah, weil sie meinten, dass ich damit glücklicher sein würde.
Irgendetwas blieb jedoch in meiner Erinnerung
Ich wollte aus ganzem Herzen Mutter sein und meine Kinder lieben. Wollte sie dabei begleiten, ihr Leben zu leben. Ich wollte sie immer daran erinnern, dass sich jeder Traum erfüllen kann, wenn man nur an ihn glaubt. Und wenn sich einer davon nicht so leicht gestalten ließ und die Tränen nicht aufhören wollten zu fließen, wollte ich sie im Arm halten, bis daraus Freudentränen würden. Weil sie erkennen konnten, dass gerade das Tüfteln an Träumen diese so wertvoll macht. Zum Lachen wollte ich sie bringen, wenn sie eines Tages vergessen haben sollten, dass sie genau damit die Ketten sprengen können, die so manches Mal in ihrem Leben um sie herum gelegt werden würden.
Ich wusste nicht, dass auch ich diejenige sein würde, die genau an diesen Ketten viel zu oft festhalten würde. Aus Angst davor, dass sie eines Tages wirklich ihr eigenes Leben leben. Weit weg von mir und ohne zu verstehen, dass ich immer nur den Weg für sie freihalten wollte, damit sie sich in ihrem Leben entdecken und ausprobieren konnten. Die Erfahrung, dass sich Träume doch erfüllen können, fühlte sich plötzlich gar nicht mehr schön an.
Eines Tages ließ ich nur noch ganz selten den Gedanken an eine Welt zu, wie ich sie einmal träumte. Ich konnte einfach nicht mehr daran glauben. Sie hatten wohl doch recht und meinten es wirklich immer nur gut mit mir.
Ich glaubte auch nicht mehr daran, eines Tages noch einmal der Liebe zu begegnen. Ich hatte zu große Angst davor, was wohl geschehen könnte, wenn ich tatsächlich das Leben leben würde, an das ich mich nicht mehr erinnere.
Und jetzt sitze ich hier und denke mir, wie es wohl sein wird, wenn ich eines Tages meinem Ende begegne. Wenn ich nichts mehr zu geben habe und endgültig alles vergessen habe, was einmal in mir war.
Irgendetwas in mir erinnerte mich, dass ich einmal so viel erleben wollte
Voller Liebe wollte ich alles mit anderen teilen, was in mir ist. Aber ich glaube nicht mehr daran, dass das reicht und dass alles, was man dafür braucht, nur auf einen wartet, wenn man sich nur daran erinnert, was einem für dieses Leben wichtig war. Ich weiß einfach nicht mehr, wie man an seine Träume glaubt, egal was die anderen sagen. Irgendwie fehlt mir auch der Mut und die Kraft, einer Stimme zu folgen, die ich nicht mehr in mir hören kann.
Ich wusste nicht, dass es eines Tages so still in mir werden würde ...
Ja, mein Engel, jetzt du bist still. Das ist es, von dem ich hoffte, dass es eines Tages geschehen würde. Damit du wieder zu ahnen beginnst, dass ich jeden Tag deines Lebens bei dir war.
Weißt du, jedes Lachen von dir ließ mich mit dir um die Wette strahlen, weil ich mich durch dein Sein erfüllen durfte. Und jede deiner Tränen weinte ich mit dir, wenn ich sah, wie schwer es für dich war, an deine Träume und an mich zu glauben.
Oh, es war leicht für mich, diese für dich zu festzuhalten, denn ich wusste doch genau, wie du eines Tages sein würdest, als ich beschloss, mich durch dich zu leben.
Jetzt kann ich sehen, wie bezaubernd und wundervoll du geworden bist! Gerade dann, wenn du glaubst, genau das nicht zu sein.
Nur weil du das nicht sehen konntest, hast du all die Dinge, die du eines Tages tun wolltest nicht getan. Stattdessen wolltest du so sein, wie jene, die dir erzählten, wie man ein glückliches Leben führt. Aber genau so, wie sie sagen, wird es nie sein. Und je ängstlicher du wurdest, desto weniger konntest du sehen, dass es immer dann ganz einfach ging, wenn du gerade IHNEN keinen Glauben schenktest. Leider konntest du mich schon nicht mehr hören, als ich dir zurief:
Niemand kann dir sagen, wie du in deinem Leben glücklich wirst
Denn dein Leben wird immer das Leben sein, dass du leben willst - mit all seinem Licht und seinen Schatten. Dieses dein Leben wird sich immer von dem Leben der anderen unterscheiden. Weil es DEINES ist. Es wartet nicht darauf, dass jemand anderes es dir erlaubt.
Weil ich dich kenne wie mich selbst, wusste ich, dass du mir eines Tages genau so gegenüber sitzen wirst.
So klein und zart und doch viel größer als ich es jemals träumen konnte. Denn du hast jede Aufgabe gemeistert, die ich dir in diesem Leben stellte, damit du dich erinnerst, wer du wirklich bist. Doch statt jeden Schmerz wie einen Edelstein, jede Verstrickung wie einen goldenen Faden und jede Träne wie eine Perle zu tragen, weil sie Zeugen sind, für all das was schaffen kannst und geschafft hast, verstecktest du dich - voller Schuld, Scham und Angst - und entferntest dich damit immer noch mehr von dir.
So konntest du mich nicht mehr hören und fühlen, als du mich am meisten brauchtest
Und du konntest auch nicht sehen, dass jede noch so große Herausforderung dich immer noch mehr leuchten ließ.
Jede deiner Krisen war wie eine Diamant-Schleiferei für ein Juwel wie dich!
Aber ich wusste, dass die Zeit kommt, wo ich dich wieder erreichen kann. Durch all die Dunkelheit hindurch, die dich umgeben würde. Ich musste nur auf die Stille in dir warten. Denn ich wusste, dass du dann bereit sein würdest, mich zu hören. Mich, die Seele, die du wirklich bist - tief in dir. Ich wusste, dass ich dir dann sagen kann:
Es ist nie zu spät, dein Leben zu leben - mit all seinen Facetten und ohne Wenn und Aber.
Denn deine Träume sind nicht gemacht für ein "Vielleicht"! Wenn du dann eines Tages deinem Ende entgegen gehst und wir uns gegenüberstehen, dann weiß ich, dass sich dein größter Traum erfüllt haben wird:
Das Leben anderer reicher gemacht zu haben, weil du dein Leben gelebt hast. Voller Glaube, Liebe und Hoffnung.
Und vielleicht werden sie dann verstehen, dass es SIE glücklicher gemacht hätte, wenn sie so mutig gewesen wären, ihr Leben so zu leben, wie DU es gewagt hast …