„Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.“
Vielen von uns klingt dieser Satz leise in den Ohren, gerade wenn man sich in der Weihnachtszeit an die eine oder andere Predigt in der Kirche erinnert. Aber wer macht sich schon wirklich Gedanken, was es bedeutet, friedfertig zu sein?
Ist es nicht so, dass wir uns bisweilen sogar einreden, stets friedvoll zu sein? Jedoch hält dieser Zustand meist nur so lange an, bis unser Gegenüber alles andere als friedlich mit uns umgeht. Dann kann es mit der eigenen Friedfertigkeit ganz schnell vorbei sein. Schließlich muss man sich ja nicht alles gefallen lassen! Der andere kann doch auch mal Frieden stiften.
Vielleicht funktioniert Frieden anders, als wir denken
Es gibt wohl kaum einen Menschen, der Frieden nicht für erstrebenswert hält. Irgendwie haben wir doch alle den Wunsch nach "Frieden auf Erden". Na ja, zumindest in unserer eigenen kleinen Welt. Aber oftmals fehlt uns schon hier die Fähigkeit, diesen in die Tat umzusetzen. Gerade an Weihnachten, dem Fest der Liebe und des Friedens. Denn wenn die Schwiegermutter erst in der Küche steht und zum x-ten Mal erklärt, dass man den Weihnachtsbraten "früher ganz anders" zubereitet hat, geht bei so mancher Schwiegertochter ganz schnell das innere Weihnachtslicht aus.
Dabei ist wahrscheinlich unsere größte Hürde, anzuerkennen, dass es auch - und oft zu einem nicht unerheblichen Teil - unsere eigene Gemütsverfassung ist, die unsere Umwelt und unser friedliches Miteinander beeinflusst. Wenn wir beispielsweise sagen: "Ich bin zufrieden“, meint das eigentlich "Ich fühle Frieden in mir". Doch wie oft fühlen wir, wie daneben auch Unzufriedenheit in unserer Herzkammer nagt?
Was wünschen wir uns denn eigentlich, wenn wir Frieden für die Welt bestellen?
Ich denke, es sind keine Riesenwünsche, die unser Innerstes wirklich dahingehend bewegen. Meist hätten wir "einfach nur" ein paar Dinge anders, die wir - so wie sie sind - nicht akzeptieren. Manchmal handelt es sich um einen Menschen, der anders sein oder einen Umstand, der sich verändern soll. Auch die Politik oder das weltliche Geschehen werden gerne mal in Veränderungswünsche einbezogen. Aber solange sich unser Geist damit beschäftigt, welche Änderungen vom anderen oder dort draußen vorzunehmen sind, kann es keinen Frieden geben.
Natürlich sind die Dinge nicht perfekt. Wer oder was ist das schon? Doch wenn wir uns gegen die "Gegenwärtigkeit" auflehnen und uns in Gedanken ständig mit der gewünschten Veränderung beschäftigen, kann es keinen Frieden geben. Weil wir genau dann keinen Frieden in uns tragen, sondern Unzufriedenheit - aufgrund latenter Unlösbarkeit. Denn wir können einen anderen Menschen nicht verändern. Und viele Umstände im Außen auch nicht.
Der kürzeste Weg zum inneren Frieden ist die Gelassenheit
Der Schlüssel könnte sein, dass wir lernen, anzunehmen, was ist und was wir nicht ändern können – wie Byron Katie uns lehrt. Wenn wir die dadurch freigewordene Zeit und Energie - die wir bislang für unsere Ablehnung ver(sch)wendet haben - nunmehr für unsere persönliche Entwicklung nutzen, kann tatsächlich Veränderung geschehen. Denn nur hierauf kann jeder Einzelne von uns tatsächlich Einfluss nehmen. Dafür braucht es Zeit und Raum. Wenn unsere Gedanken jedoch mit unlösbaren Fragen wie „Warum versteht er mich nicht?“ oder mit einer Abwehrhaltung gegenüber der Energiekrise beschäftigt sind, bleibt weder Zeit noch Raum für die einzig ehrliche, Frieden erzeugende Frage in unserem Leben.
Was kann ich tun, damit ich mit meinem Leben zufrieden bin?
Ohne auf die Antwort zu warten, heißt es dann für uns: Losgehen! Und mit jedem besonnenen Schritt auf unserem Weg kommen wir dem Frieden ein bisschen näher. Weil er ihn in der Tat in uns spürbar wird. Die besinnliche Weihnachtszeit bietet einen perfekter Raum dafür. Und vielleicht hält der Friede sogar darüber hinaus.